Belegt werden konnte, dass die Skulptur in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein muss. Seine Entstehung überschneidet sich damit mit dem Neubau des Bamberger Doms. Dieser fällt in die Zeit Ekberts von Andechs-Meranien, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts Bischof der Diözese Bamberg war. Ein schwerer Schlag traf das Haus Andechs-Meranien am 21.6.1208: König Philipp wurde in Ekberts Residenz in Bamberg von Pfalzgraf Otto von Wittelsbach ermordet. Das Adelsgeschlecht der Andechs-Meranier war vor allem in Südbayern und Franken des 11. bis 13. Jahrhunderts äußerst einflussreich. Bei den Untersuchungen am Bamberger Reiter stellte sich heraus, dass dieser seit seiner Entstehung immer am selben Platz stand, zwischen 1225 und 1237 angefertigt wurde und damit seit jeher zum Inventar des Bamberger Doms gehört.
Der Erschaffer des Kunstwerks ist ebenso unbekannt. Nachgewiesen werden konnte jedoch zweifelsfrei, dass zwei verschiedene Künstlerschulen mit der Ausstattung des Doms beauftragt waren. Erstere war für die Reliefs und Ornamente zuständig, die zweite fertigte die Skulpturen an, zu denen auch der Domreiter gehört.
Erst nach der im Jahr 2004 erlangten Erkenntnis, dass die Figur noch immer am selben Ort steht, wie zu seiner Errichtung, konnte mit weiteren Untersuchungen begonnen werden. Das Pferd des Reiters steht parallel zum Nordpfeiler, beinahe in Ruheposition. Allein der linke Hinterlauf ist erhoben, so dass beim Betrachten der Eindruck entsteht, das Ross sei gerade zum Stehen gekommen. Der Reiter selbst schaut nach rechts, trägt selbst keine Waffe, ist in eine kunstvolle Robe gehüllt und trägt eine Königskrone. Über seinem Haupt ragt außerdem ein Baldachin.
Sein Blick zeigt nach rechts, unmittelbar auf das alte Kaisergrab von Heinrich II. und Kunigunde, die im damaligen Heinrichsdom beigesetzt wurden. Da der heutige Dom jedoch größer ist und einen anderen Grundriss besitzt, musste das Grab verlagert werden. Und genau auf diese Stelle scheint der Reiter zu blicken. Gleichzeitig ist sein Blick auf das Fürstenportal gerichtet, woraus sich schließen lässt, dass er symbolisch die Pforte betritt und innehält, um dem Kaisergrab zu huldigen.
Während der Reiter heute nahezu kahl auf seinem Sockel steht, wurden bei Untersuchungen auf der Oberfläche Farbpartikel entdeckte, die belegen, dass er einst bemalt gewesen sein musste. Der Sockel war grün, das Pferd weiß, das Gewand rot mit goldenen Verzierungen und die Krone in Gold gefärbt.
Als ältestes noch erhaltenes Reiterstandbild des Mittelalters erlangte die Statue zur Zeit des Nationalsozialismus zweifelhaftem Ruhm. Von arischer Abstammung, soll er einst strohblondes Haar gehabt haben und zierte auch die 100-Mark-Reichsbanknote. Die Forschung belegte jedoch das Gegenteil, denn Farbreste zeigen: der Reiter besaß schwarze Haare.
Trotz intensiver Nachforschungen bleibt die Identität des Reiters bis heute ungelöst. Vermutungen, es könne sich um Heinrichs II. handeln, können zweifelsfrei widerlegt werden, da Besagter eine Königskrone trägt.
Da er unbewaffnet ist, mutmaßt man, dass das Standbild den Heiligen Stephan zeigt. Dieser war König von Ungarn und zudem ein Schwager Kaiser Heinrichs II. Der Legende nach soll König Stephan Bamberg besucht haben, als er noch ungetauft war. Man sagt, er sei mit dem Pferd in den Heinrichsdom geritten, um zum Christentum zu konvertieren. Nach seinem Tod wurde Stephan im Bamberger Dom beigesetzt. Nach aktuellem Stand gilt dies als die plausibelste aller Theorien.
Ein anderer Erklärungsversuch, der unter Experten immer wieder diskutiert wird, dreht sich um den Schwabenkönig Philipp, der kurz vor der Wahl zum Kaiser stand. Er war nach Bamberg gekommen, um an der Hochzeit seiner Nichte Beatrix von Burgund teilzunehmen und wurde am 21. Juni des Jahres 1208 vom Pfalzgrafen Otto VIII. von Wittelsbach in seinen Gemächern ermordet. Philipp wurde vorübergehend im Bamberger Dom beigesetzt, 1214 jedoch von seinem Neffen Friedrich II. nach Speyer überführt. Ob und wie weit allerdings ein Zusammenhang mit dem Reiterstandbild besteht, ist umstritten.
Ebenfalls denkbar ist, dass der Reiter keine reale Person darstellt, sondern symbolisch für das Geschlecht der Staufer steht. Wie auch Philipp von Schwaben, der jüngste Sohn von Friedrich I. Barbarossa, entstammt der am 15. Februar 1152 im Dom beigesetzte König Konrad III. aus dem Haus der Staufer, die bis ins 14. Jahrhundert hinein großen Einfluss auf die Domstadt hatten. Zur Zeit des Dombaus fanden zudem die Kreuzzüge statt, welche von Friedrich II, aus dem Geschlecht der Staufer, angeführt wurden.
Tipp: Von vielen Touristen unbeachtet, befindet sich auf der Grünfläche vor den Domherrenhöfen, 200 Meter oberhalb des Domplatzes, eine Stele, die 2015 zu Ehren der Stauferdynastie und anlässlich des 750. Todestages des letzten Stauferkaisers Friedrich II. im Jahr 2000 errichtet wurde. Das Werk des Stuttgarter Bildhauers Markus Wolf besitzt die Form eines Oktogons und zeigt die einst engen Verwurzelungen des Staufergeschlechts mit der Weltkulturerbestadt.